Ort Unter Tannowitz - Ahnenforschung im Kreis Nikolsburg

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Ort Unter Tannowitz

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Unter Tannowitz zählte im Jahre 1945 701 Häuser und 2746 Einwohner. Die Gemarkung des Tannowitzer Gemeindegebietes erstreckt sich vom Altenberg bis zu der Thaya in einer Länge von 8,8 km.

Unter Tannowitz war ein Zeilendorf, deshalb die Namen Herrenzeile, Vordere und Hintere Zeile. Die Zeilen verlaufen entlang des Retzbach. Der Retzbach entspringt am Tafelberg und mündet bei der Muschauer Mühle in die Thaya.

In einer Urkunde des Klosters Oslawan im Jahre 1245 erscheint ein "Marquard de Donawicz" als Zeuge, dies wird allgemein als 1. urkundliche Nennung von Unter Tannowitz angesehen. Im Jahre 1276 ist die Kirche "Dunayowicz" unter denjenigen südmährischer Kirchen, deren Zehentdenare um eine Mark Silber vom Kloster Alt- Bunzlau an das Frauenkloster Kanitz gingen. Dieses Frauenstift war auch ein bis zum Jahre 1526 die Grundherrschaft. Nach schnell wechselnden Besitzern übernahm im Jahre 1574 Franz Graf Thurn-Valsassina Tannowitz und das damals öde Dorf Bratelsbrunn. Die Tannowitzer nützten die Geldnöte ihrer Herren und errangen gegen Bezahlung wichtige Privilegien: Die Ablöse des Weinzehents, den freien Besitz und die Vererbbarkeit der Weingärten, die Aufhebung des Anfallrechtes, das Recht des Weinschanks für Gemeinde und Hauer, die Führung des Grundbuches, die Milderung des Waisenrechtes, die Robotablöse, im Jahre 1580 die
Markterhebung und ein neues Marktwappen.

Der Enkel des Franz von Thurn, Hans Jakob verkaufte im Jahre 1618 und das neubestiftete Bratelsbrunn an den Gutsherrn von Dürnholz, Siegmund von Teuffenbach. Bis zur Aufhebung der Grunduntertänigkeit blieb Tannowitz ein Bestandteil dieser Herrschaft. Fast 100 Jahre war Tannowitz der Sitz einer großen Wiedertäufergemeinde mit einem Ganzlahn neben dem Herrnhof und einem Brüderhof in der Kellergasse. An ihre Anwesenheit erinnerten noch 1945 die Huttergasse und einige Sagen. Die Tannowitzer waren so wie die Teuffenbach Protestanten. Der letzte Predikant Michael Krautundfleisch mußte 1624 Ort und Land verlassen, Tannowitz blieb bis 1640 ohne Seelsorger, ihre Kinder wurden in Bergen getauft.

Am 27. September 1640 wird Andreas Schierdt als erster katholischer Pfarrer in sein Amt eingeführt, jedoch schon am 01.12.1641 durch Peregrin von Pflaumern ersetzt. Unter ihm wird mit Erlaubnis Rudolfs von Teuffenbach die Pfarre Unter Tannowitz mit Bratelsbrunn (die beiden Orte waren immer eine Besitzereinheit) am 2. April 1642 neu bestiftet. Am 15.08.1619, nach dem Gefecht auf der Peterswiese bei Tracht, überfiel das kaiserliche Kriegsvolk Tannowitz, plünderte es aus und brannte es vollständig nieder. Dank der erhaltenen Privilegien und der klugen Förderung der Teuffenbach gelang in verblüffend kurzer Zeit der Wiederaufbau. Im Jahre 1673 zählte es zu den größten Bauerngemeinden Mährens mit 154 Häusern, 1754 280 Häuser, 383 ha Weingärten, 1789 417 Häuser. Die Ganz- und Halblahner verschwinden, es gibt nurmehr Viertellahner mit 10 - 12 Joch Äcker untrennbar mit dem Haus verbunden. Die Weingärten waren frei vererbbar und verkäuflich.

In den Jahren 1787, 1791, 1808 und 1883 kommt es zu Großbränden in Unter-Tannowitz. Aber auch Epidemien forderten ihren Tribut, so wütete in den Jahren von 1713 bis 1715 die Pest und 1831, 1835, 1850 und 1866 die Cholera und tötete viele Bewohner. Im Jahre 1878 starben noch 45 Kinder an Scharlach und Diphtherie.

Im Siebenjährigen Krieg (1759) wird den Bauern empfohlen Kartoffeln anzupflanzen. Doch die ersten Hungersnöte 1770/71 und 1773 zwangen die Bauern sowieso zu diesem Schritt.

Im Jahre 1785 wird der herrschaftliche Meierhof aufgelassen und dessen Grund an die Ansiedler verteilt.


Gebäude:

Die erste gesicherte Erwähnung einer Schule stammt aus dem Jahre 1580, der Standort ist nicht bekannt. Im Jahre 1701 wird hinter der Kirche mit dem Bau einer neuen Schule begonnen, zuletzt Armenhaus und Kindergarten. Im Jahre 1885 wurde die neu erbaute Volksschule eingeweiht, die 1913 durch den Neubau der 4-klassigen Bürgerschule mit Turnsaal erweitert wurde. In den Dreißigerjahren kam noch für die Kinder der tschechischen Post- und Gendarmeriebeamten ein Kindergarten und eine Minderheitsschule hinzu.

Die Pfarrkirche zum Hl. Ägidius liegt auf einer leichten Anhöhe im Osten des Ortes. Sie ist 30,34 m lang, 9,48 m breit und wurde 1693 vom Baumeister Julio Tiny umgebaut und erweitert. Der einstöckige Pfarrhof mit Wirtschaftsgebäuden liegt neben der Kirche. Der Hochaltar wurde im Jahre 1804 von den Brünner Bildhauer Josef Reither und Joh. Beschorner neu staffiert. Der Kreuzweg wurde im Jahre 1781 geschaffen.


Bedeutende Persönlichkeiten:

Der "Vater zweier Republiken" und 1. Bundespräsident der 2. Republik Dr. Karl Renner, wurde am 14.12.1870 im Haus Nr. 258 als Sohn eines Weinbauern geboren.

Karl Gamperling, (1866-1934), Generaldirektor der öst. Nationalbank stammt aus dem Haus Nr. 96 auf der Hauptstraße. Der Großvater des Bildhauers Prof.Dr.h.c.

Hugo Lederer, Schöpfer des Bismarckdenkmals in Hamburg, des Fechterbrunnens in Breslau u.a.m., Mathias Lederer, Sohn des Viertellehners Johann und der Elisabeth, geb. Leitner wird 1832 bei dem Tod seiner Mutter als Hausmeister in Znaim erwähnt.

Anton Friedl (*06.06.1789 Unter-Tannowitz, +24.08.1861 Nikolsburg) Er war Propst von Nikolsburg

Josef Freising (*17.09.1875 Unter-Tannowitz, +17.09.1971 Esslingen am Neckar) Er war Professor, Heimatforscher und Begründer des Turngaues Südmährens.

Josef Ringler (*29.05.1893 Unter-Tannowitz, +19.11.1967 Eisenberg) Er war Zeichner, Maler und war der Ehemann der Dichterin Ilse Ringler-Kellner.

Dr. Johann Zabel (*26.01.1910 Unter-Tannowitz, +30.07.1977 Wien) Er war Theologe, Konsistorialrat, Generalvikar des Bischöflichen Generalvikariats Nikolsburg 1944/45, Schriftsteller und Begründer der Südmährerwallfahrten der Heimatvertriebenen nach Maria Dreieichen.

Hieronymus Nießner (*12.06.1893 Unter-Tannowitz, +19.11.1967 Eisenberg) Er war Mundartdichter.

Prof. Dr. med. Dr. hc. Franz Gesrstenbrand (*06.09.1924 Hof/Nordmähren, aufgewachsen in Unter-Tannowitz) Er war Neurologe und Südmährischer Kulturpreisträger des Jahres 2002.



Dieser Beschreibung wurde zum Teil aus einem Artikel von Herrn T. Holzer erstellt sowie auszugsweise aus der Ortsbeschreibung von Südmähren.at.


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